Mariposa Ride
Valle de Viñales. Die erste Station unserer Kuba-Reise nach Havanna ist dieses beeindruckende Tal im Westen der Insel (Lage siehe Map Kubareise). Wir haben ein schönes kleines Casa Particular (Privatquartier) gefunden. Ausflugs-Programm für den folgenden Tag haben wir noch keines und so buchen wir auf Empfehlung unserer Gastgeberin eine Besichtigungstour per Pferd in das ca. 11 x 5 Kilometer große Gebiet. Wir sind alle keine Reiter und gespannt, was uns erwarten wird. Wie sich schnell herausstellen wird, sind die Tiere offenbar dafür abgerichtet und bewegen sich meist brav hintereinander und sehr gemächlich ... bis auf Mariposa, zugleich jenes mit dem ausgefallensten Namen. Es ist tatsächlich gelegentlich etwas eigenwillig, ohne jedoch jemanden in Gefahr zu bringen.
Zuvor, in der Morgendämmerung und noch vor dem Frühstück, ziehen wir los, um von einem erhöhten Standpunkt aus einen Blick in das Tal werfen zu können. Wir finden gerade noch rechtzeitig eine Stelle, um das Lichtspiel aus Morgennebel und den ersten flachen Sonnenstrahlen zwischen Palmen und Tabakhütten zu genießen. Zufrieden kehren wir zurück zu Roberta (Name aus Personenschutz-Gründen geändert) und stürzen uns auf das reichliche Frühstück inklusive frischen Früchten. Wir freuen uns schon auf unseren nächsten Programmpunkt, den Reitausflug, und hoffen, dass wir uns auf den Rücken der Pferde halten können.
Und los geht’s. Wir passieren Kaffee- und Tabakplantagen mit den typischen strohgedeckten Hütten, die wir schon von oben gesehen haben. Die Erde des äußerst fruchtbaren Tals, aus dem der Tabak für die besten kubanischen Zigarren kommt, ist rotbraun. Kommt Wasser dazu, wird das ein farbintensiver Schlamm, der es in sich hat. Auf dem Weg durchschreiten die Pferde die eine oder andere Schlammlache. Nur jetzt nicht das Gleichgewicht verlieren, sowohl Pferd als auch Reiter …
Man kann die Fruchtbarkeit des Tals spüren, es scheint genug Feuchtigkeit vorhanden zu sein, eine Tatsache, die wir noch live erfahren sollen. Hinter einem Bambusgestrüpp wird uns geheißen, von den Pferden zu steigen. Wir werden nun eine der Kalksteinhöhlen erkunden. Die Verständigung in Kuba findet für uns, des Spanischen leider nicht mächtig, meist mit ein paar Brocken englisch und ansonsten Händen und Füßen statt. Das ist natürlich schade, sind doch die Kubaner ein sehr lebensfrohes, freundliches und vor allem mitteilsames Volk. Angesichts der Lebensbedingungen in dem Land nicht so selbstverständlich.
Eine Gruppe verlässt gerade die Höhle und wir werden nun am Höhleneingang gebeten, die Oberbekleidung abzulegen, da wir durch kleine Wasserbecken waten werden. Bikini oder Badehose mitzunehmen, hatte man uns vor dem Ausflug empfohlen. Anstehende Entscheidung nun: Was tun mit der Fotoausrüstung. Draußen lassen Sicherheitsrisiko? Mitnehmen Wasserrisiko? OK, teils, teils. Fotografieren in der Höhle hat sich im Nachhinein allerdings als nicht wirklich sinnvoll erwiesen. Wir legen also kleine Häufchen mit unseren nicht wasserfesten Habseligkeiten an und folgen unserem mit einer schwach leuchtenden Laterne bewaffneten Guide in die Höhle.
In der ersten, größeren Höhle können wir noch etwas erkennen, da eine zweite Gruppe samt Beleuchter anwesend ist. Nun sollen wir unserem Guide in flachem Wasser watend durch eine sehr kleine Öffnung folgen. Er ist sogleich dahinter verschwunden und wir können uns, nun ohne Licht und nach kurzem Zögern, nur noch vorantasten. Wir landen in einem sehr kleinen Höhlenbecken. Das Wasser ist warm und fühlt sich sehr sandig an. Was könnte in dem Wasser alles enthalten sein? Werden wir dann rot gefärbt wieder ins Tageslicht treten? Diese intensiv rote Erde haben wir ja überall im Tal gesehen. Nein, in jeder Hinsicht umsonst gefürchtet. Das Sediment, oder was auch immer, in der Höhle ist nicht wie die rote Erde. Wir sammeln unsere noch vollständigen zurückgelassenen Gegenstände ein und spazieren zurück zu unseren Pferden.
Wieder einigermaßen trocken starten wir den Rückritt. Nicht lange und es beginnt bedrohlich zu grollen – ein ausgewachsenes Gewitter zieht auf. Die schweren dunkelgrauen Wolken verleihen der Landschaft eine mystische Stimmung, machen uns aber leicht nervös. Wir befinden uns ungeschützt auf relativ freiem Feld – wie wir wissen, alles andere als ungefährlich. Wie wenn es exakt getimt gewesen wäre, erreichen wir gerade, als es zu regnen beginnt, eine kleine Hütte im Nirgendwo, wo wir bereits mit Kokosnuss-Drinks und Sonderangebots-Zigarren erwartet werden. Es schüttet wie aus vollen Kübeln, doch so schnell wie es gekommen ist, zieht das Gewitter auch wieder weiter. Wie auch wir kurz darauf unseren Regenschirm verlassen und ebenfalls weiterziehen.
Die Pferde dürfen auch im Trockenen stehen; die Hühner haben ein Bad bekommen; hier bewährt sich noch ein Ochsengespann; Tabakplanze und Hütte zum Trocknen der Blätter; die Gewitterzelle ist weitergezogen; Kaffeestrauch mit Früchten.
Ohne weiteren Zwischenfall erreichen wir den Ausgangspunkt. Inzwischen hat sich allerdings der Weg vom Pferdegatter zum Abstellplatz des Autos durch das Gewitter in einen roten Morast verwandelt. Unbeschadetes Vorbeikommen ist unmöglich, da der Pfad links und rechts von Hecken gesäumt ist. Bisher hatten uns die langen Pferdebeine von dem Schlamm ferngehalten, jetzt müssen wir selber durch. Nach Rückkehr zur Unterkunft ist daher noch ausgiebige Säuberung der bis an den Rand beschmierten Schuhe angesagt. Nach einem wunderbaren Abendessen genießen wir auf der Terrasse unserer Vermieter einen ausgezeichneten und „gehaltvollen“ Mojito. Es wird der beste bleiben, den wir während unseres Kuba-Aufenthalts genossen haben. Am folgenden Morgen geht es über die Provinz-Hauptstadt Pinar del Rio weiter in Richtung Schweinebucht.
Schreibe einen Kommentar