Ponalestraße glattgebügelt
2019, Gardasee, Riva del Garda. Die ehemalige Verbindungsstraße von Riva del Garda zum Ledrosee westlich des Gardasees, die seit einigen Jahren dem Sporttourismus zur Verfügung steht, wurde durchgehend geglättet. Das ist der untere Abschnitt ab Riva, ca. 3 km und 240 Höhenmeter, bevor ein alter asphaltierter Teil folgt, der in Serpentinen entweder nach Pregasina oder Richtung Ledrosee führt. Zuvor war es stellenweise nicht mehr als ein ausgetretener Pfad, mit gelegentlich seitlichen Erdhügeln, die von Mountainbikern für kleine Akrobatik-Einlagen oder einfach etwas Abwechslung während der beliebten Abfahrt genutzt wurde. So interpretiert und genutzt hatte man seitens Tourismus-Institution nun offenbar Bedenken.
Die Strecke wurde Mitte des 19. Jhs. für den Autoverkehr errichtet. 1982 wurde der untere sehr schwierige Teil durch zwei Tunnel ersetzt und die Ponalestraße vorerst gänzlich gesperrt. Mountainbiker und Wanderer benutzten sie dennoch und es kam 2000 durch einen Erdrutsch zu Todesfällen. Man entschloss sich zur Sanierung und Sicherung und im Sommer 2004 wurde der Abschnitt für Wanderer und Mountainbiker wieder freigegeben. Erstmals 2005 sind wir den Weg mit grandioser Aussicht auf den See, die gegenüberligenden Zweitausender Altissimo und Monte Baldo und nach Norden die Orte Riva, Torbole und Arco mit dem Mountainbike inzwischen schon unzählige Male gefahren.




Durch die Beliebtheit ist der Weg heute zu „Stoßzeiten“ von Wanderern und Bikern gleichermaßen stark frequentiert. Rücksichtnahme aller Beteiligten ist dabei unbedingt nötig. Es wird bei schwierigen Begegnungen sicher das eine oder andere böse Wort auf beiden Seiten der Freizeitsportler gefallen sein. Ganz vereinzelt sollen auch gar zu mutige Bike-Akrobaten abgestürzt sein, denn eine Geländer-Sicherung war nicht durchgehend vorhanden bzw. desolat – und im Fall des Falles geht es senkrecht entsprechend den bereits überwundenen Höhenmetern nach unten.
Seit der neuesten Sanierung können Fußgänger und Radfahrer nahezu ungehindert zugleich passieren. Der Weg weist mehr oder weniger getrennte Spuren auf, wobei sämtliche Unebenheiten entfernt, feiner Schotter aufgebracht und die Radspur so verbreitert wurde, dass weitgehend 2 Biker nebeneinander „gemütlich“ fahren können! Und das ist – eine dringende Vermutung – der rasant zunehmenden Zahl in der neuen Kategorie der E-Biker gezollt. Eine Zielgruppe, die sehr schnell wächst, die „archaische“ Generation bald, auch im wahren Sinn des Worts mittels E-Antrieb, überholt haben wird. Und die etwas mehr Geld ausgibt? Konfliktpotenzial und ebenso Absturzrisiko sollen also nun beseitigt oder zumindest maßgeblich reduziert sein. Der Abfahrtsspaß ist es jedenfalls ...
Stand der Dinge 2019
Aktuell ein paar Eindrücke von unserem jüngsten Gardasee-Urlaub im Juni 2019. Es ist noch nicht alles fertiggestellt auf der neuen „Ponale-Autobahn“, ein paar Geländer müssen noch montiert werden. Die Absicherung und bessere Begegnungsfähigkeit sind sicherlich große Vorteile und wie schon erwähnt dem stark zunehmenden E-Mountainbike-Tourismus gezollt und weniger dem Mountainbike-Sport. Ich hoffe, sie wird im unteren Bereich (bis zum Panorama-Café) nicht irgendwann ashpaltiert. Der obere Abschnitt vom oberen Ende des heutigen Autotunnels bis zum Café hinunter hat noch den alten Belag und kann theoretisch mit Autos befahren werden. Angelegt wurde diese abenteuerliche Straße 1848–1851 auf Initiative des Unternehmers Giacomo Cis als Verbindung von Riva in das sonst schwer erreichbare Ledrotal. Heute fährt man mit dem Auto durch einen Tunnel oberhalb der Ponalestraße. Ein kleines Stück nachdem die Ponalestraße oben auf die Tunnelausfahrt trifft, zweigt man mit dem Mountainbike auf die vor einigen Jahren angelegte Schotterstraße ab und entkommt so dem regen Autoverkehr nach Molina di Ledro.